Opportunity
Inhalt des Projekts
Mit Opportunity initiierte der Komponist Reto Stadelmann eine neuartige kulturelle Veranstaltungsform, die Live-Musik, Elektronische Musik und Tanz unter einer 3D-Beschallungsanlage vereint und dem Zuschauer die Möglichkeit eröffnet, Teil der Performance zu werden und zusammen mit anderen Konzertbesuchern in Bewegung auszudrücken, was durch Musik und Tanz gefühlt wird. Menschen unterschiedlichen Alters, mit unterschiedlichen Körpertypen und Temperamenten, lassen angeregt durch die Musik und die Choreographie der beteiligten Tänzer in spontanen Handlungen Neues entstehen. Der Moment der Unsicherheit und des Zufalls birgt dabei zugleich Risiko wie besonderes Potential. Das einmalige gemeinsame Erlebnis macht aus der Herausforderung ein besonderes Vergnügen.
Die Philosophie von Opportunity bedeutet insgesamt Offenheit, Gemeinschaft und setzt Risikobereitschaft als reizvollen Faktor für alle Beteiligten voraus.

Zielsetzung
Die Veranstaltung als Ganzes bezweckt als Pilotprojekt die Entwicklung einer neuen Form gesellschaftlichen Tanzes zu zeitgenössischer Musik, in der das Publikum aktiv ins Geschehen miteinbezogen wird. Ziel ist es, die Besucher innerhalb eines Abends zu einer Art zu tanzen zu animieren, die Interaktion mit den ausführenden Künstlern ermöglicht und den Abend zugleich als kulturelles wie soziales Erlebnis erfahren lässt. Ein in Alter, Temperament und körperlicher Fitness durchmischtes Publikum bringt Risiko und Potential, durch spontane Handlungen Neues entstehen zu lassen, das wiederum gemeinsames Erlebnis und Vergnügen bedeutet. Dieses Prinzip der wechselnden Beziehungsdynamik soll Gemeinsamkeiten und Unterschiede erkennen lassen, durch die sich Menschen näher kommen können und deren Akzeptanz grundlegend ist für das Leben in einer modernen Gesellschaft.
Mehrere Komponenten
Im Besonderen wirken (soziale) Interaktion, Komposition, musikalische Performance, Choreographie/Tanz, Szenographie, und Klangsynthese/Raumakustik als künstlerische Einheit zusammen. Im intensiven Austausch entstand für Opportunity eigens eine 60-minütige Originalkomposition für mikrophoniertes Musikensemble und Mehrkanal-Tonband, ebenso eine Choreografie und eine grossflächige Klanginstallation unter Einsatz des Klangdoms, einem Hightech-Instrument zur Verräumlichung von Klängen, entwickelt am Institut für Musik und Akustik des Zentrums für Kunst- und Medientechnologie Karlsruhe (ZKM). Unter einer aus mehreren hochwertigen Lautsprechern bestehenden Klangkuppel hatte das Publikum die Möglichkeit, sich frei zu bewegen und sich von den herumschweifenden Klängen inspirieren zu lassen.
Künstlerischer Ansatz
Künstlerischer und pädagogischer Ansatz greifen bei Opportunity eng ineinander. Für beide der künstlerisch Verantwortlichen, den US-Choreographen Stephen Wynne und den Schweizer Komponisten Reto Stadelmann, ist die Arbeit im kunstvermittelnden und gesellschaftlichen Bereich sehr wichtig.
Als Choreograph setzt Stephen Wynne den Tanz insgesamt als Mittel ein, Menschen über kulturelle, ökonomische, rassische und andere Barrieren hinweg zu verbinden. Aus dieser Kraftwirkung schöpft er auch für Opportunity eine Choreographie, die diese zyklische Beziehungsdynamik reflektiert. Für den Choreographen liegt die Herausforderung darin, eine solche Beziehungsdynamik während der ganzen Veranstaltung aufrecht zu erhalten und einem tanzenden Publikum erfahrbar zu machen.

Ähnlich widmet sich Reto Stadelmann in seinen Arbeiten dem gesellschaftlichen Aspekt. Die Arbeit mit Laien und die Frage nach der
Bedeutung des musikalischen Schaffens im kulturpädagogischen Kontext ist ihm persönlich wichtig. Mit seinen aussergewöhnlichen Projekten
verfolgt er die Schaffung von Gelegenheiten zur Förderung gesellschaftlicher Aktivitäten mit der Absicht, einer breiten
nicht-künstlerischen
Öffentlichkeit sinnlich- künstlerische Erfahrung zu ermöglichen. Aus dieser
Motivation heraus entstand auch Opportunity. Hier dient die eigens geschriebene Komposition als Keimzelle, aus der die
choreographischen Elemente entwickelt werden. Die Musik lädt ein, unterschiedliche soziale Erfahrungen und Emotionen tänzerisch zu
thematisieren, ebenso sich von einer thematischen Tiefe und Anspannung zu Beginn zur Leichtigkeit verführen zu lassen.
Pädagogischer Ansatz
Im pädagogischen Ansatz verfolgt Opportunity auch die Absicht, Berührungsängste mit Neuer Musik und zeitgenössischem Tanz sowie Improvisation als künstlerische Technik durch die persönliche Mitwirkung zu überwinden. Als weiteren wichtigen Bestandteil führt das Projekt unterschiedliche Gesellschafts-, Alters- und Temperamentgruppen aktiv auf der Bühne zusammen und ermöglicht über die künstlerische Erfahrung hinaus auch eine soziale und kulturelle, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede erkennen lassen. Opportunity löst die Schranke zwischen Konzertbühne und Publikumsbereich bewusst auf und ermöglicht eine physikalische und intime Einbindung der Zuhörer. Die Konzertbesucher werden über die Musik und die Choreographie dazu eingeladen, persönliche Ausdrucksformen zu finden und zusammen mit den ausführenden Profis zu einem künstlerisch Ganzen zu werden.
Reichweite
Das Projekt spricht viele Menschen- und Altersgruppen an, da es ungeachtet des Alters und der körperlichen Kondition die Möglichkeit bietet, sich in einem geschützten Rahmen in einer Bewegungsart individuell auszudrücken, die keine besondere Technik voraussetzt und interaktive Kommunikation mit Profis wie mit anderen Konzertbesuchern zulässt. Opportunity kann für Kinder und Jugendliche genau so ein Erlebnis bedeuten wie für Erwachsene und Senioren. Zudem stösst das Projekt aufgrund seiner Idee, seines Potentials und seiner kulturpädagogischen Bedeutung bei Kultur-, Medien- und Bildungseinrichtungen auf grosses Interesse. Die im Vorfeld durchgeführten Try-Out Performances mit Testpublikum haben aufgezeigt, dass das Projekt sich im Ansatz u.a. auch für Therapiezwecke eignen würde.
Erfolg
Opportunity war ein Ausnahmeereignis eigener Art. Die Veranstaltung genoss am Tag der Premiere zwei ausverkaufte Vorstellungen und wurde
vom Publikum äusserst positiv aufgenommen. Die Produktion wurde auch Teil einer TV-Dokumentation des WDR zu Elektronischer Musik und
erhielt dadurch noch weiterreichende Aufmerksamkeit (Film Wellenlängen — Momente Elektronischer Musik
).
Text © Tonchalet GmbH